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Die Bremer Tafel

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Überfluss zum Wohle der Bedürftigen einsetzen
Das Gelände einer ehemaligen Möbelfabrik in Bremen-Hemelingen, unweit des Bahnhofs: für die erste Gruppe Wartender öffnet eine Helferin die Tür. Bescheiden, aber immer wieder mit leuchtenden Augen, schieben sie sich die „Kunden“ durch die Eingangstür. Jeder zeigt seinen Ausweis; der belegt, dass er bedürftig ist. Vorbei geht es an einer Batterie von Kleiderspenden, weiter zum langen Tresen mit Brot und Brötchen, schließlich zu einer Ausgabestelle für Obst, Gemüse und Molkereiprodukte. Da ca. 25 % aller produzierten Lebensmittel in genießbarem Zustand sonst auf dem Abfall landen, bietet die Bremer Tafel eine wunderbare Alternative. Alle Waren stammen von Spendern. Freundliche HelferInnen, Einmal-Handschuhe an den Händen, reichen die Ware über den Tresen.

Ca. 350 Kunden kommen pro Tag an die Tafel, 2.600 sind registriert. Jeder gibt bei seinem Besuch 2-3 Euro als Spende. Schneider: „Die meisten Besucher sind sehr dankbar, kommen gerne.“ Vor und nach dem „Einkauf“ ist der Plausch mit anderen möglich.

50 % der Bedürftigen leben allein.
Eben fährt einer der fünf Tafel-Laster auf den Hof. Er hat Paletten von Kaffee und Süßigkeiten geladen. An die 150 Bäckereien, Supermärkte, Kaffeeproduzenten und andere Unterstützer sorgen dafür, dass die Laster (ebenfalls gesponsert) oft prall gefüllt sind. Daneben gibt es regelmäßige finanzielle Unterstützung durch Einzelpersonen und aus der Wirtschaft. „Nachdem ich in Vorruhestand gegangen bin, habe ich bei der Tafel als LKW-Fahrer ehrenamtlich angefangen“, erzählt Schneider. Seit zwei Jahren ist er erster Vorsitzender.

Unterdessen werden Paletten in einer großen Lagerhalle gestapelt. 52 Wochen im Jahr öffnet die Tafel in Sebaldsbrück ihre Tore, nur nicht an den Wochenenden und an Feiertagen. Weitere Ausgabestellen gibt es in Burg und in Huchting. Ohne die vielen fleißigen Hände (160 Menschen an drei Standorten) würde hier gar nichts gehen. Die meisten Helfenden, zum Teil sind es auch Nachbarn aus dem Stadtteil, arbeiten ehrenamtlich, weitere kommen aus verschiedenen Beschäftigungsprogrammen. Eine nette Gemeinschaft. „Eine Struktur im Tag ist für mich wichtig“, sagt ein Rentner. Er kommt zwei Mal die Woche zur Tafel. Seine Kollegin ergänzt: „Ich hatte einen guten Job. Nun möchte ich auch etwas zurückgeben.“

Seit Mai 1995 gibt es jetzt die Bremer Tafel. Ein Gründungsmitglied ist Oskar Splettstösser, der heute noch im Vorstand aktiv ist. „Auch für uns war es eine große Herausforderung, als 2015 Flüchtlinge aus Ländern dazu kamen, die bisher nicht zu unseren Kunden zählten“, erinnert er sich. Anfangs gab es kleinere Konflikte zwischen alten und neuen Kunden, vor allem sprachlich bedingt. Doch schnell galt wieder der Grundsatz: jeder ist willkommen, egal, woher er kommt. Wenn Bedürftige allerdings in einer Einrichtung bekocht werden, ist ein Besuch der Tafel nicht sinnvoll.

Mit der Erfahrung von 22 Jahren Tafelarbeit ist der Verein zuversichtlich auch in Zukunft erfolgreich zu sein.

Mehr Informationen unter www.bremertafel.de
Text: Hans Loose
Bilder: Bremer Tafel/ Loose

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